Bilder fühlen – eine tolle Idee

Auf diese interessante Geschichte bin ich durch eine Pressemeldung des bayrischen Blinden- und Sehbehindertenvereins aufmerksam geworden.

Der diesjährige Deutsche Studienpreis in der Sektion „Natur und Technikwissenschaften“ geht an eine ambitionierte Wissenschaftlerin, die ein kostengünstiges großflächiges Brailledisplay entwickelt hat. An solch einer Geschichte hatte ich auch schon während meiner Zeit an der Fachhochschule Kiel mitgewirkt. Bis heute ist allerdings wenig geschehen.

Braillezeilen gibt es schon seit den 80er Jahren, bis heute wurden sie stetig weiterentwickelt und ihre Anwendungsmöglichkeiten fortgesetzt ausgebaut. So lässt sich eine Braillezeile z.B. inzwischen auch mit einem Smartphones verbinden.

Während es anfänglich nur wenige Hersteller gab, hat sich das Angebot weltweit erweitert. Die Technik, welche hinter den Kulissen seine Dienste tut, basiert auf dem sog. piezoelektronischen Effekt. Die verbaute Technik ist aufwendig und in der Herstellung bis dato doch relativ teuer. Das ist einer der wesentlichen Gründe, warum eine Braillezeile mehrere tausend Euro kostet. Die weltweite Verbreitung bzw. der Marktanteil stagnierten in den letzten Jahren, was u.a. auch mit den hohen Anschaffungskosten zusammenhängen dürfte. So gibt es nur in wenigen Ländern die Möglichkeit, eine Braillezeile über einen Kostenträger wie z.B. die Krankenversicherung zu finanzieren.

Seit den letzten Jahren werden nun verschiedene Anstrengungen unternommen, auch großflächige, taktil fühlbare Displays zu bauen, um mehrere Textzeilen und sogar grafische Darstellungen fühlbar zu machen. So wurden auf der diesjährigen SightCity einige dieser Projekte, welche mittlerweile tatsächlich marktreif sind, vorgestellt. Diese Geräte sind jedoch in der Anschaffung weiterhin sehr hochpreisig. Daher können sich diese nur wenige für den privaten Gebrauch leisten.

Bald könnte allerdings für viele ein langersehnter Traum wahr werden….

Die Ingenieurin Elisabeth Wilhelm hat ein kostengünstiges Computer-Display für Blinde entwickelt, das grafische Inhalte fühlbar anzeigt

Die Körber-Stiftung vergibt am 8.November 2016 in Berlin unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert den diesjährigen Deutschen Studienpreis unter anderem an die Ingenieurin Elisabeth Wilhelm.

Foto: Elisabeth Wilhelm, Quelle: Körber-Stiftung/David Ausserhofer

Foto: Elisabeth Wilhelm, Quelle: Körber-Stiftung/David Ausserhofer

Die engagierte Ingenieurin hat am Institut für Mikrostrukturtechnik ein kostengünstiges Braille-Display entwickelt, das u.a. auch grafische Inhalte fühlbar anzeigt. So will sie Sehgeschädigten trotz der wachsenden Bildlastigkeit des digitalen Informationszeitalters den Zugang zu wichtigen grafischen Inhalten und Bedienungselementen ermöglichen. Mit ihrem Prototyp eines Braille-Displays sollen somit nicht nur Texte fühlbar werden, sondern auch Bilder und Grafiken zugänglich sein.

Wilhelms Display basiert auf einem Mikrofluid-Chip mit adressierbaren Phasenübergangsventilen. Sind einzelne Ventile geöffnet, kann eine speziell entwickelte Pumpe das Display an diesen Stellen leicht nach oben wölben. So entsteht ein Abdruck der digitalen Information, der nicht nur Buchstaben, sondern auch Formen als tastbare Bildpunkte abbilden kann. Diese Technik hat die Ingenieurin in einen exemplarischen Prototyp umgesetzt.

Foto: Körber-Stiftung/David Ausserhofer

Foto: Körber-Stiftung/David Ausserhofer

Es ist zu hoffen, dass dieses Gerät möglichst schnell Marktreife erlangt.

Ihr Dr. Carsten Dethlefs

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